Montag, 25. Februar 2013

Hund hat Angst

Kürzlich bin ich an der Limmat einem kleinen Hund begegnet. Cleo sauste auf ihn los und dieser ergriff panisch die Flucht. Ich habe meinen Hund dann abgerufen und ihn an die Leine genommen. Ich habe dann gewartet bis der Besitzer seinen Vierbeiner eingefangen hatte. Er sprach beruhigend auf den Hund ein und nahm ihn dann noch auf den Arm und trug ihn an uns vorbei.
Hat sich der Hundebesitzer richtig verhalten? Vielfach wird den Hundebesitzern geraten die Angst der Hunde einfach zu ignorieren, da sie durch Trösten den Hund nur noch bestärken, also die Angst verstärken.

Einen interessanten Beitrag zu diesem Thema hat Ute Blaschke-Berthold geschrieben:
Nicht nur am 31. Dezember wird das neue Jahr lautstark begrüsst, sondern bereits Tage, ja Wochen vorher bemerken wir, dass Krach machen für viele Menschen offensichtlich ein selbstbelohnendes Verhalten ist. Für viele Tiere allerdings bedeutet dies eine Konfrontation mit Angstauslösern. Knallgeräusche lösen bei vielen Tieren Schreck und Angst aus, weil es Geräusche sind, die sehr plötzlich sehr intensiv auftreten. Das Gehirn eines Hundes ist darauf vorbereitet, auf genau solche Reize mit Alarmiertheit, Anspannung, Vorsicht und Fluchtverhalten zu reagieren.
Jeder Hundehalter sollte sich darauf einstellen, dass sein Hund auf Knallgeräusche reagiert. Auch Hunde, die bislang nicht offensichtlich ängstlich reagierten, könnten beim nächsten Feuerwerk betroffen sein. Denn Angst wird durch viele verschiedene Faktoren graduell abgeschwächt oder verschlimmert. So werden unterschwellig vorhandene Ängste auch für den oberflächlichen Beobachter offensichtlich, wenn der Hund zusätzlich krank ist, mit Stressoren in seinem Umfeld zu tun hat, gerade mitten in seiner Jugendentwicklung steckt oder aber zu altern beginnt.
Egal, wann, wie und wo ein Hund beginnt, Angst zu zeigen, die Empfehlungen für den Umgang mit dem Tier in diesen Situationen ähneln sich sehr. Der zentrale Punkt dieser Anleitungen lautet: Ignorieren Sie Ihren Hund, wenn er Angst hat, trösten Sie ihn keinesfalls. Trösten würde dem Tier zeigen, dass seine Angst berechtigt ist. Und so handeln viele Hundehalter gegen ihre Intuition und kümmern sich nicht um ihr Tier in den Stunden seiner Not.

Was ist dran?
Nun, zuerst stellt sich die Frage: WAS ist Trösten? Wie sieht es aus? Ist es ein typisch menschliches Verhalten oder hat es Wurzeln im Tierreich? In der Verhaltensbiologie gibt es für das Phänomen des Tröstens einen Fachausdruck, Social Support! Das bedeutet "Soziale Unterstützung" und ist eines der Kriterien für kooperatives Verhalten in Gruppen. Menschen zeigen dieses Verhalten, aber auch viele andere Tiere, die in Gruppen leben, sind dazu fähig, geben und holen sich Social Support. Social Support bedeutet, Gruppenmitgliedern in stressenden Situationen durch körperliche Nähe und Zuwendung zu helfen. Körperliche Nähe und Zuwendung durch Bindungspartner senkt Blutdruck, Herzfrequenz und Spiegel der Stresshormone, und hilft, beängstigende Situationen besser zu bewältigen. Würde Social Support zu einer Verschlimmerung von Angstzuständen führen, hätte sich dieses sozio-positive Verhalten im Verlauf der Entwicklungsgeschichte nicht erhalten können! Keine Gruppe kann es brauchen, dass ihre Mitglieder immer ängstlicher werden.
Hundehalter sollten sich am Wissen über Sozialverhalten orientieren und ihren Tieren ausreichend Social Support geben, um ihnen durch die stressende Silvesterzeit zu helfen. Alles, was den Hund wirklich entspannt, ist Social Support und damit erlaubt. Ignorieren oder gar Wegschicken beschädigen die Beziehung zwischen Mensch und Hund, und sind darüberhinaus auch noch asozial!
Quelle: Ute Blaschke - Berthold http://www.cumcane.de

Dennoch gibt es auch Situationen in denen die Angst des Hundes ignoriert werden sollte. Unter anderem wenn sich der Hund das erste Mal vor etwas erschreckt, beispielsweise vor einem wehenden Plastiksack. Dann sollte der Besitzer Gelassenheit ausstrahlen und das Verhalten das Hundes nicht beachten.
Natürlich kann das nicht verallgemeinert werden, je nach Situation und Verhalten des Hundes muss der Besitzer reagieren und auf die Ängste eingehen.

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